Ajvar

Ein Geständnis vorab: Ich bin keine Marmeladen-Esserin. Also ich mag Marmelade, das ist nicht das “Problem”, aber ich esse vielleicht 1 Teelöffel pro Woche. Das liegt vermutlich daran, dass es meistens Müsli zum Frühstück gibt und wir nur an den Wochenenden mit Marmelade frühstücken. Und auch dann bin ich eben eher salzig unterwegs. Die lange Einleitung ist vielleicht überflüssig, aber in meiner Herkunfts-Familie bin ich mit meiner “Marmeladen-Zurückhaltung” der absolute Exot. Ich habe nur erst viel später heraus gefunden, dass mir der viele Zucker (meist war das Marmeladenbrot mit Fruchtjoghurt gepaart) zum Frühstück nicht guttut. Jedenfalls gibt es bei mir 2 Gläschen von 50-100g auf dem Frühstückstisch, damit nichts verschimmelt- die halten dann im Kühlschrank je nach Sorte 3-6 Wochen. Der Rest meiner Familie verzehrt wenigstens das Vierfache in der halben Zeit.

So, und damit genug zur Marmelade und hin zum eigentlichen Thema: Ajvar. Ich habe die Köstlichkeit vom Balkan zu meiner Schande erst kennengelernt als mein Bruder vegan wurde und plötzlich mit verschiedenen Gemüseaufstrichen experimentierte. Dann habe ich ihn eine Zeit lang gekauft und bin vor einem Jahr dazu über gegangen meinen Ajvar selbst zu kochen. Wie immer halte ich mich dabei nur ungefähr an Rezepte. Nachdem aber in der “Definition” von Ajvar bereits steht, dass er von süß bis scharf von Melanzani-lastig bis Paprika-cremig und in allen Abstufungen dazwischen variiert, nehme ich meine Varianz für nicht weiter tragisch. Das ist wie mit russischem Borschtsch oder ukrainischer Okroschka oder österreichischem Apfelstrudel: Jede Oma hat ihr eigenes Rezept und schwört, es wäre das Beste und alle Enkel glauben ihr und merken nicht, dass es jedes Jahr ein bisschen anders ist. Das muss es ja auch sein, denn nicht jedes Jahr ist die Ernte in meinem Garten und beim Gemüsehof gleich. Mal gibt es mehr Zucchini, mal mehr Melanzani (beides lässt sich für Ajvar verwenden), mal mehr Spitzpaprika mal mehr Glocken-förmige und die Farben variieren sowieso. Jedenfalls ergibt sich aus der Mischung eine wunderbar cremige, süß-scharf-fruchtige Paste, die - wie immer- zu fast allem passt. Bei mir kommt sie auf Frischkäse aufs Frühstücksbrot, sie ist aber auch hervorragend zu Gegrilltem oder einfach nur gutem Käse. Wer einen schnellen Apero braucht streicht sie auf Blätterteig rollt Stangen draus und bäckt mega-schnelle Grissini.

Jedes Jahr überlege ich wieder, ob ich mir die Arbeit antue, da das Schälen von Paprika echt mühsam ist und die gewonnene Masse sehr endenwollend. Aber der Geschmack und die Freude an dem frischen Gemüse, das verbraucht werden will, überwiegen und im Winter bin ich glücklich ein Stück Sommer aus dem Keller zu zaubern. Ein Tipp noch zum Schluss: Mir gelingt es nie, die relativ feste Masse wirklich ohne Luft und kochend ab zu füllen. Deswegen gibt es nur sehr kleine Gläser und ich koche die fertigen und verschlossenen Gläser nachher nochmal in einem Topf mit Wasser (das gute alte Einmachen, wer googeln möchte). Das hilft der Haltbarkeit enorm. Hier also: Ajvar.

Zurück
Zurück

Paprikacremesuppe mit Polenta und Melanzani

Weiter
Weiter

Feiertagsfrühstück